Zentrum Paul Klee Bern Gegründet von Maurice E. und Martha Müller sowie den Erben Paul Klee

Biografie

Paul Klee 1879 - 1940

1879
Am 18. Dezember kommt Paul Klee in Münchenbuchsee bei Bern als zweites Kind von Hans Klee (1849–1940) und Ida Klee (1855–1921), geborene Frick, zur Welt.
Drei Jahre zuvor wurde seine Schwester Mathilde (†1953) geboren. Der Vater arbeitet als Musiklehrer am Staatlichen Lehrerseminar Hofwil/Bern, die Mutter ist eine ausgebildete Sängerin.

1880
Die Familie übersiedelt nach Bern. Erste Anleitungen in Zeichnen und Kolorieren erhält der Knabe von seiner Grossmutter Anna Catharina Rosina Frick, geborene Riedtmann.

1886–1897
Klee besucht die Primarschule in Bern. Seine Gymnasialzeit (Progymnasium und Literarschule) verbringt er im Schulhaus des nachmaligen Progymnasiums am Waisenhausplatz. Er füllt Schulbücher und -hefte mit Karikaturen, kopiert Vorlagen aus Zeitschriften und Kalendern und zeichnet nach der Natur.
Die letzten Schuljahre erlebt Klee als ziemliche Qual: «Vor der Sekunda wäre ich gern durchgebrannt, was aber meine Eltern verhinderten.» Die von ihm mit zwei Schulkameraden zum Schulabschluss verfasste Kommerszeitung mit dem Titel Die Wanze führt zu einem Schulskandal.
Noch während seiner Schulzeit reift in Klee der Entschluss, eine Künstlerlaufbahn einzuschlagen. Lange Zeit beschäftigt ihn die Frage, ob er Musiker oder Maler werden will.

1898
Klee beginnt, Tagebuch zu führen; die erste Eintragung ist auf den 24. April datiert. Im September schliesst er die Städtische Literarschule mit dem Abitur ab. Bereits einen Monat später, am 13. Oktober, bezieht er eine Wohnung in München, um dort in der privaten Zeichenschule von Heinrich Knirr, ab Herbst 1900 auch an der Akademie bei Franz von Stuck zu studieren.

1899
Bei einer musikalischen Soirée macht Klee die Bekanntschaft der Pianistin Lily
Stumpf (1876–1946).

1901
Er tritt aus der Malklasse von Stuck aus. Am 22. Oktober bricht Klee mit dem Berner Bildhauer Hermann Haller zu einem sechsmonatigen Studienaufenthalt nach Italien auf. Er reist über Genua und Livorno nach Rom, wo er ein Zimmer mietet.
Angesichts des überwältigenden Reichtums der klassischen Kunst in Rom erlebt Klee eine künstlerische Sinnkrise.

1902
Klee verlobt sich mit Lily Stumpf. Er lebt die folgenden vier Jahre bei seinen Eltern in Bern, da er seinen Lebensunterhalt als Künstler nicht selbstständig sichern kann. Seine wichtigste Einnahmequelle in jener Zeit sind Engagements als Violinist in der Bernischen Musikgesellschaft. Klee versteht seinen Aufenthalt im Elternhaus als Möglichkeit der Selbstfindung und menschlichen Reifung.

1905
Zusammen mit seinen Berner Jugendfreunden Hans Bloesch und Louis Moilliet reist Klee für zwei Wochen nach Paris.

1906
Im April hält sich Klee zwei Wochen in Berlin auf. Am 15. September heiratet er in Bern Lily Stumpf, zwei Wochen später übersiedelt das Paar nach München.

1907
Am 30. November wird der Sohn Felix Paul geboren, das einzige Kind von Paul und Lily Klee.

1909
Im Frühjahr erkrankt Felix schwer; Paul Klee übernimmt die Pflege. Die Sommerferien verbringt die junge Familie in diesem Jahr wie auch in den folgenden Jahren bis 1915 in Bern und Umgebung, vor allem am Thuner See. Im November fasst Klee den Plan, Voltaires Candide zu illustrieren; er sollte die Zeichnungen aber erst 1911 ausführen.

1910
Teilnahme an einer Gruppenausstellung mit 56 Werken; sie beginnt im Kunstmuseum Bern und wird weiter im Kunsthaus Zürich, der Kunsthandlung zum Hohen Haus, Winterthur, und in der Kunsthalle Basel gezeigt.

1911
Im Februar beginnt Klee, seine bisherigen Arbeiten in einem handschriftlichen Œuvrekatalog zu erfassen. Von nun an wird er bis kurz vor seinem Tod minutiös Buch über seine künstlerische Produktion führen.
Im Herbst lernt er durch die Vermittlung von Louis Moilliet den Künstlerkollegen Wassily Kandinsky kennen und wird mit den Zielen des Blauen Reiters vertraut. In der von seinem Jugendfreund Hans Bloesch redigierten schweizerischen Monatszeitschrift Die Alpen schreibt er Rezensionen über Ausstellungen und kulturelle Anlässe in München.

1912
Klee wird von Franz Marc und Wassily Kandinsky eingeladen, an der zweiten Ausstellung des Blauen Reiters in der Buchhandlung von Hans Goltz in München teilzunehmen, wo er mit 17 Arbeiten vertreten ist. Im April reist er zum zweiten Mal nach Paris und besucht die Künstler Robert Delaunay, Henri Le Fauconnier und Karl Hofer in deren Atelier.

1914
Mit seinen Künstlerfreuden August Macke und Louis Moilliet reist Klee über Ostern nach Tunesien. Die Reise führt ihn über Marseille nach Tunis, St. Germain, Hammamet und Kairouan. Nach seiner Rückkehr stellt Klee gemeinsam mit Marc Chagall in Herwarth Waldens Berliner Galerie Der Sturm aus, im Oktober präsentiert er seine neuesten in Tunesien entstanden Aquarelle im Rahmen der Neuen Münchner Sezession, zu deren Gründungsmitgliedern er zählt. Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajewo am 28. Juni führt zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Am 26. September 1914 fällt Macke bei Perthe-les-Hurlus in der Champagne.

1915
In München begegnet Klee dem Dichter Rainer Maria Rilke. Den Sommer verbringt er in Bern; auf der Rückreise nach München besucht er in Goldach am Bodensee Kandinsky, der als Russe Deutschland nach Kriegsausbruch verlassen musste.

1916
Am 4. März wird Klees Freund Marc an der Front bei Verdun getötet. Klee ist tief betroffen. Am 11. März wird er selbst als Landsturmmann zur deutschen Armee einberufen. Er kommt zuerst ins Rekrutendepot Landshut. Am 20. Juli wird er zum 2. Reserve-Infanterieregiment nach München verlegt, im August nach Schleissheim zur Werftkompanie der Flieger-Ersatzabteilung versetzt. Von dort aus unternimmt er als Transportführer mit Flugzeugen Reisen nach Köln, Brüssel und Nordholz (Norddeutschland).

1917
Im Januar wird Klee zur Königlich bayerischen Fliegerschule V in Gersthofen versetzt, wo er als Schreiber in der Kassenverwaltung tätig ist. Seine Ausstellung in der Galerie Der Sturm im Februar gemeinsam mit Georg Muche wird zum Verkaufserfolg.

1918
Bis zur endgültigen Entlassung im Februar 1919 wird Klee im Dezember vom Kriegsdienst beurlaubt. Er bricht die Tagebucheintragungen ab und führt sie nicht weiter fort. Klee überarbeitet und redigiert aber das Tagebuch in den folgenden Jahren, das heisst er schreibt es zu einer eigentlichen Autobiografie um.

1919
Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst mietet Klee ein Atelier im Schlösschen Suresnes an der Werneckstrasse in München. Während der Bayerischen Räterepublik wird er Mitglied im Rat bildender Künstler Münchens und im Aktionsausschuss Revolutionärer Künstler. An der Stuttgarter Akademie setzen sich Oskar Schlemmer und Willi Baumeister erfolglos für eine Berufung Klees ein. Am 1. Oktober schliesst Klee einen Generalvertretungsvertrag mit Hans Goltz, Inhaber der Galerie Neue Kunst – Hans Goltz in München, ab.

1920
Hans Goltz veranstaltet von Mai bis Juni die bisher grösste Klee-Ausstellung, eine Retrospektive mit 362 Arbeiten. Am 29. Oktober wird Klee durch Walter Gropius an das Bauhaus in Weimar berufen. In Kasimir Edschmids Anthologie Schöpferische Konfession erscheint ein erster grundlegender kunsttheoretischer Essay Klees. Leopold Zahn und Hans von Wedderkop publizieren die ersten Monografien über Klee.

1921
Im März erscheint mit Wilhelm Hausensteins Monografie Kairuan oder eine Geschichte vom Maler Klee und von der Kunst dieses Zeitalters das bisher wichtigste Buch über den Künstler Klee. Am 13. Mai nimmt Klee seine akademische Lehrtätigkeit am Bauhaus mit einem «Kompositionspraktikum» auf. Als Formmeister steht er der Werkstatt für Buchbinderei vor.

1922
Klee übernimmt von Johannes Itten die künstlerische Leitung der Gold-Silber- Kupferschmiede, die er im Herbst mit Oskar Schlemmer gegen die Werkstatt für Glasmalerei tauscht.

1923
In der Publikation zu den Veranstaltungen in der Bauhaus-Woche erscheint Klees
Essay «Wege des Naturstudiums».

1924
Vom 7. Januar bis 7. Februar findet die erste Klee-Ausstellung in den USA statt, veranstaltet von Katherine S. Dreier in der Société Anonyme, New York. Am 31.März wird auf Initiative von Emmy (Galka) Scheyer die Künstlergruppe Blaue Vier gegründet, die vor allem in den USA ausstellt. Neben Klee gehören ihr Lyonel Feininger, Wassily Kandinsky und Alexej Jawlensky an. Im September und Oktober hält Klee sich mit seiner Frau in Italien, speziell auf Sizilien, auf. Am 26. Dezember erklärt die Direktion des Bauhauses nach massivem politischen Druck die Schule in Weimar ab April des folgenden Jahres für aufgelöst.

1925
Im März beschliesst der Gemeinderat in Dessau die Übernahme des Bauhauses. Im Oktober erscheint als zweiter Band in der von Walter Gropius und László Moholy-Nagy herausgegebenen Reihe der Bauhaus-Bücher Klees Pädagogisches Skizzenbuch. Klee kündigt den Generalvertretungsvertrag mit Hans Goltz und intensiviert in der Folge die Geschäftskontakte mit Alfred Flechtheim, dem Inhaber zweier gleichnamiger Galerien in Berlin und Düsseldorf. Vom 21. Oktober bis 11. November hat Klee in der Pariser Galerie Vavin-Raspail seine erste Ausstellung in Frankreich. Im November werden bei der ersten Ausstellung der Surrealisten in der Galerie Pierre in Paris auch Bilder von ihm gezeigt.

1926
Am 10. Juli zieht Klee mit seiner Familie nach Dessau und wohnt dort gemeinsam mit Wassily und Nina Kandinsky in einem der drei von Gropius erbauten Zweifamilienhäuser für Bauhaus-Meister.

1927
Ab April unterrichtet Klee am Bauhaus die FreieWerkstatt Malerei, auch Freie Malklasse genannt, ab Oktober Gestaltungslehre für die Weberinnen. Im Spätsommer reist er nach Porquerolles und Korsika.

1928
Im Februar publiziert Klee in der Zeitschrift Bauhaus den Aufsatz «exakte versuche im bereich der kunst». Neuer Direktor des Bauhauses wird Hannes Meyer. Am 17. Dezember beginnt Klee eine vierwöchige Reise nach Ägypten, die von der Klee-Gesellschaft – einer vom Braunschweiger Sammler Otto Ralfs 1925 gegründeten Vereinigung von Sammlern zur Unterstützung Paul Klees – finanziert wird.

1929
Klee verbringt zusammen mit seiner Frau die Sommerferien in Frankreich und Spanien. Mit der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf nimmt er Verhandlungen um eine Professur auf. Er befindet sich auf dem Höhepunkt seines Erfolgs und zählt zu den international angesehensten Künstlern in Deutschland. Das Museum of Modern Art in New York sowie die Nationalgalerie und die Galerie Alfred Flechtheim in Berlin organisieren zu Klees 50. Geburtstag grosse Ausstellungen.

1931
Am 1. Juli tritt Klee seine Stelle als Professor an der Düsseldorfer Akademie an. Er mietet in Düsseldorf ein Zimmer, behält aber seine Dessauer Wohnung bis April 1933 bei. Im Sommer reist er mit Lily nach Sizilien.

1932
Der Dessauer Gemeinderat beschliesst auf Antrag der Nationalsozialisten die Schliessung des Bauhauses.

1933
Im Januar ergreifen die Nationalsozialisten in ganz Deutschland die Macht. Mitte März erfolgt eine Hausdurchsuchung in Klees Dessauer Wohnung. Am 21. April wird Klee als Professor der Düsseldorfer Akademie fristlos beurlaubt; aufgrund des «Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums» erhält er dann per 1. Januar 1934 die offizielle Kündigung. Mit Daniel-Henry Kahnweiler, dem Inhaber der Pariser Galerie Simon, schliesst er am 24. Oktober einen Generalvertretungsvertrag ab. Am 24. Dezember emigriert er – wie seine Frau zwei Tage zuvor – in die Schweiz und wohnt zunächst im Berner Elternhaus.
Sohn Felix Klee bleibt als Theater- und Opernregisseur mit seiner Frau Euphrosine Klee-Grejowa in Deutschland.

1934
Paul und Lily Klee beziehen im Januar eine kleine Wohnung am Kollerweg 6, am 1. Juni ziehen sie in eine Dreizimmerwohnung am Kistlerweg 6. Im November erscheint die von Will Grohmann verfasste Monografie Paul Klee. Handzeichnungen 1921–1930 im einem Potsdamer Verlag, welche im April des kommenden Jahres durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt wird.

1935
Im August erkrankt Klee an Bronchitis, die sich zu einer Lungenentzündung ausweitet. Im November bricht erneut eine Krankheit aus, die als Masern diagnostiziert wird. Klee ist die meiste Zeit bettlägerig.

1936
Krankheitsbedingt muss Klee seine Arbeit für etwa ein halbes Jahr unterbrechen; er kommt auch danach kaum zum Arbeiten. Seine Jahresproduktion erreicht mit 25 Werken einen absoluten Tiefstand.

1937
Klees gesundheitliche Verfassung stabilisiert sich. Er kann seine Arbeit wieder intensivieren.
Am 19. Juli wird in München die Ausstellung «Entartete Kunst» eröffnet, die in verkleinertem Umfang als Wanderausstellung bis 1941 noch in zwölf weiteren deutschen und «österreichischen» Städten gezeigt wird. Von Klee sind in München 17 Werke zu sehen. Die Nationalsozialisten beschlagnahmen in der Folge 102 Werke Klees aus öffentlichen Sammlungen und verkaufen sie zum grössten Teil ins Ausland.
Am 27. November erhält Klee Besuch von Pablo Picasso. Mit 264 Werken produziert Klee 1937 wieder annähernd so viele Werke wie in den Jahren vor seiner Erkrankung.

1938
Ab diesem Jahr organisieren der Galerist J. B. Neumann und die beiden aus Deutschland emigrierten Kunsthändler Karl Nierendorf und Curt Valentin in New York und anderen Städten der USA regelmässig Klee-Ausstellungen.

1939
Im April besucht Georges Braque Klee zweimal in Bern. Am 24. April stellt Klee ein Gesuch für den Erwerb der Schweizer Staatsbürgerschaft. Mit 1253 registrierten Werken, die Mehrheit davon Zeichnungen, ist 1939 das produktivste Jahr seines ganzen Schaffens.

1940
Am 12. Januar stirbt Klees Vater Hans. Im Mai tritt Klee einen Kuraufenthalt im Tessin (Südschweiz) an. Im Juni verschlechtert sich sein Gesundheitszustand abrupt. Er stirbt am 29. Juni in der Clinica Sant’ Agnese in Locarno-Muralto, wenige Tage bevor ihm die Schweizer Staatsbürgerschaft zugesprochen worden wäre. Er hat gut die Hälfte seines Lebens in Bern verbracht – insgesamt 33 Jahre.
Felix Klee verzichtet zu Gunsten seiner Mutter auf die Erbansprüche gegenüber dem Nachlass seines Vaters. Der Berner Sammler und Freund des Ehepaares Klee, Rolf Bürgi, unterstützt die Witwe als Vermögensverwalter und Berater bei der Betreuung des Nachlasses.