Zentrum Paul Klee Bern Gegründet von Maurice E. und Martha Müller sowie den Erben Paul Klee
Ausstellungen 08.05. – 29.08.21

Paul Klee. Ich will nichts wissen

Wie viele Kunstschaffende der Avantgarde im frühen 20. Jahrhundert suchte Paul Klee nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen und beschäftigte sich mit der Frage nach den «Uranfängen von Kunst». Diese hoffte er durch das Studium und das Sammeln von Kinderzeichnungen, Art Brut sowie prähistorischer und nichteuropäischer Kunst zu finden.

Erstmals werden anhand von Werken des Künstlers sowie privaten Dokumenten und Objekten die vielseitigen Quellen beleuchtet, die Klee in seiner künstlerischen Suche nach «unverbildeter Unmittelbarkeit» bestärkten. An seinem Beispiel wirft die Ausstellung auch einen kritischen Blick auf die ideologischen Denkmuster der Moderne, insbesondere auf die Vorstellung einer «ursprünglichen» Kunst.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist Europa von politischen und wirtschaftlichen Krisen geprägt, die gesellschaftliche und kulturelle Umbrüche zur Folge haben. Dieser Wandel manifestiert sich auch in den Künsten, die mit den vorherrschenden politischen, gesellschaftlichen und ästhetischen Normen brechen. Als angehender Künstler stellt Paul Klee radikal alles in Frage, was bis dahin an den europäischen Kunstakademien gelehrt wurde. Er macht sich auf die Suche nach künstlerischen Ausdrucksformen, die nicht den dominierenden westlichen Kunstvorstellungen entsprechen. Die Gruppe um den Blauen Reiter, die Dadaisten und die Surrealisten, mit denen Klee in den 1910er- und 1920er-Jahren verkehrt, beginnen ebenfalls, Kinderzeichnungen, Kunstwerke von Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung, nichteuropäische und prähistorische Kunst zu sammeln und zu studieren. In Publikationen und Ausstellungen kombinieren sie diese künstlerischen Produktionen mit eigenen Werken.

Avantgardistische Künstlerinnen und Künstler wie Klee sind von allem fasziniert, was nicht der westlichen Norm entspricht. Diese Faszination für das «Andere» und die in der Kunst daraus resultierende Entwicklung neuer, abstrahierender Bildwelten muss vor dem Hintergrund eines kolonial-rassistischen Zeitgeistes betrachtet werden. Die europäische Avantgarde betont, dass sie ganz bewusst eine reduzierte, «primitive» Bildsprache wählt. Hingegen sprechen sie besonders Kindern, als psychisch krank diagnostizierten Menschen, prähistorischen und indigenen Gesellschaften solche bewussten Entscheidungen ab. Am Beispiel von Klees Werk und Materialien aus dem Archiv wirft die Ausstellung einen kritischen Blick auf die ideologischen Denkmuster der Moderne. Sie beleuchtet insbesondere die damaligen Vorstellungen vermeintlicher «Uranfänge von Kunst» und damit einhergehend das westliche Konstrukt des Primitivismus. Die Ausstellung gibt einen Einblick in die aktuelle Forschung zum Thema und führt automatisch zu neuen Fragen, die es in Zukunft zu klären gilt.

Diese Ausstellung ist Alexander Klee (1940–2021) gewidmet.

Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem LaM, Lille Métropole Musée d’art moderne, d’art contemporain et d’art brut in Villeneuve-d’Ascq.

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